b

Hans Gebert, Autor

 

„Duschen im Glück“ heißt der neue Gedichtband der Bochumer Autorin Gabriele Franke. Der Titel deutet schon darauf hin, dass sie versucht, mit ihren Gedichten im Flüchtigen das Dauerhafte zu finden. Das Glück soll für immer da sein, aber es gleitet wie der Strahl des Wassers im Leben an einem entlang. Gleichzeitig hüllt es aber ein, wärmt den Körper, beruhigt das vom Leben Aufgewühlte.

Es sind die „seltenen, kostbaren großen Augenblicke“, wie sie sie im Gedicht „Vorüber“ beschreibt, die es zu bewahren gilt, Augenblicke, die auch Camus beschreibt, wenn er vom „Lächeln einer Frau“ spricht, das er von einer Reise als Erinnerung mit nach Hause nimmt. Das Kostbarste eben, das einem das Leben hinterlässt, weshalb man „sein Lachen wie einen Schatz hütet.“

Das Buch ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, die andeuten, was sie fühlt bei diesen Stichwörtern: Vergangenes, Unterwegs, Geräuschkulissen, Heimat, Liebe und Innenleben. Da nach „Heimat“ Haikus folgen, ist man etwas irritiert, denn Heimatliches schimmert allenfalls durch. Es sollte wohl „Haikus“ heißen.

Ohne Zweifel liegt die Stärke der Bochumer Lyrikerin im Nachempfinden von Erlebtem. Präzise und eindrucksvoll werden ihre Reiseerinnerungen wiedergegeben, der flüchtige Augenblick nacherlebbar gemacht. Man vermeint, Eichendorff vor sich zu haben, wenn man das Gedicht „Sahara“ liest. „Wenn die Sonne die Erde küsst- finde deine Ruhe“ – da spürt man die Wärme des Sandes, die den Körper durchdringt und Frieden bringt. Ausgesprochen eindrucksvoll der Satz „Du entdeckst dich im Nichts“ im gleichen Gedicht. Man ist wie ein Sandkörnchen, klein und unscheinbar auch angesichts der Unendlichkeit des Alls. Und dennoch existiert man als etwas Eigenständiges, spürt die Kraft in sich, entdeckt sich selbst. Wunderbar auch, wie sie in „Frühling in Kalabrien“ die farbige Landschaft beschreibt, Farbe, die „jede Ritze füllt, überquillt, als sei die Spitze des Stiefels eine Nummer zu eng.“

Da wird in einem Augenblick klar, wie dieser Landstrich wirkt, wie Farben und Gerüche den Betrachter trunken machen, wie die Überschwänglichkeit der Eindrücke das Bild sprengen. Unglaublich nachvollziehbar auch, was sie in „Memel“ schreibt. Die Landschaft, die ich persönlich kenne, wird so erfahrbar in poetischen Worten erfasst, dass man glaubt, einen Film gesehen zu haben.

Und wenn die Untergangsapologeten von der „Dürre“ im Sommer jammern, sollen sie zur Beruhigung „Sommer 2018“ lesen. Man muss die Veränderung als positiv erfahren und damit leben können, das ist wohl die versteckte Botschaft der Autorin.

Wie in den vorangegangenen Werken kommen auch die Liebe und der Sex nicht zu kurz. In „Ich liebe es“ wird es vergnüglich plastisch beschrieben, „wenn meine nackten Schenkel dein Ohr liebkosen“. Sie erfindet „ein Lachen, das die Bettkante hinunter purzelt“, – ein eindrucksvolles Bild! Und wie sehr ihr ihre Poesie am Herzen liegt, wie sie selbst durchdrungen ist von ihren Bildern, die wohl mittlerweile ein Teil von ihr sind, sieht man in „Warum ich dich lieb“: Weil du es magst, wenn ich dir vorlese, du meine Poesie verstehst, denn sie ist die Farbe meiner Seele.

Man kann ohne Übertreibung sagen, dass dieses Buch in seiner Intensität der Bilder, der Kraft des sprachlichen Ausdrucks und der poetischen Umformung eine Meisterleistung ist, eine deutliche Weiterentwicklung der künstlerischen Arbeit. Man darf gespannt sein, was wir von Gabriele Franke noch erwarten können. Ein Höhepunkt ist „Duschen im Glück“ ohne Zweifel schon jetzt.

b

Gutachten Bibliothek deutschsprachiger Gedichte

 

“ … Die Jury hat sich für die Beurteilung eingehend mit den kreativen, sprachlichen, inhaltlichen und bildhaften Aspekten Ihres Gedichtes „Nah dran“ beschäftigt. Der von Ihnen eingereichte Text bietet mit zweifellos eigenständigen Einfällen eine sprachliche Leistung, die gelungen ist. Sie können ihre Botschaft sehr überzeugend vermitteln. In punkto bildlicher Gestaltung, möchte ich sagen, bringen sie ihr hohes poetisches Vermögen voll zur Geltung. Besonders prägnant ausgedrückt … “

b

Hans Gebert, Autor (AMAZON Kundenrezension)

 

„Man könnte es sarkastisch so formulieren: Nach Schicksalsschlägen fangen Männer an zu saufen, und Frauen greifen zur Feder. Volkshochschulkurse spucken dann Dilletantinnen aus, die uns mit altbekannten lyrischen Bildern quälen. Frau Franke ist hier eine Ausnahme. Ohne Zweifel verarbeitet auch sie grundlegende schmerzhafte Erfahrungen, die Verse aber, die ihr dazu einfallen, sind von durchaus literarischer Qualität. In den ersten beiden Bänden kann man noch gut die Entwicklung erkennen, die sie menschlich und literarisch durchmacht. Nicht alles wirkt daher wie aus einem Guß, der Versuch der neuen Ausdrucksweise ist noch erkennbar. Der nun vorliegende dritte Band ist im Ganzen gelungen, Verse, die berühren, Bilder, die erstaunen. Es wird ein großer Bogen geschlagen vom heimatlichen Herrenacker bis zur Belagerung Aleppos. Diese Gedichte unter ihrer Anmerkung „Kritisch“ habe ich zuerst gelesen und war voller Erstaunen über diese neue Frau Franke, die ein solch schweres Thema mit Bravour meistert und in gefühlvolle Verse packt. Ich las mich dann durch „Sommergewitter“ und „Traumwolken“ und wurde immer „aufgeregter“, denn ich glaube, hier wächst etwas Großes heran! Auch ihr Ausflug in’s Erotische macht in „Lust“ Lust! „Letztendlich“ – auch ein schönes Gedicht – ein gelungenes Buch, das ich nach den Feiertagen noch einmal langsam durchlesen werde, weil ich die Wirkung dieser Verse in Ruhe genießen möchte. „Tango im Wind“ erzeugt „Flugzeuge im Bauch“ – mehr kann man von einem Lyrikband nicht erwarten.“

b

Michael Starcke – Oktober 2014

 

Zu meinen Füßen/ habe ich dich gefunden/ ein Herz aus Stein

Mit ihrem zweiten Lyrikband „Blaues Lachen Bleibt“ setzt die Bochumer Autorin Gabriele Franke ihre Reise in der Welt der Poesie fort, die sie beeindruckend mit ihrem Erstling „Mein Geschenk An Dich – Dein Geschenk An Mich“ begonnen hat, ein neue, nicht zu überhörende Stimme im Kanon ernsthafter DichterInnen.

In vier Kapitel geteilt geht ihre Reise im wahrsten Sinn des Wortes um die Welt, in die der Jahreszeiten, in die der Liebe und Sprache, in die der Kindheit und Politik, also, könnte man sagen, mitten in „Pralles Leben“.

Ihr Instrumentarium besteht aus unverstellter Sprache, mal mit oder ohne Interpunktion, aus einfallsreichen ungewöhnlichen Metaphern, bei denen man aufhorcht, aus Bildern, die Kopf und Herz wahrnehmen, um sie nicht einfach wieder zu vergessen, sondern sie nachdenklich, manchmal heiter, manchmal traurig oder betroffen als „Phantastisches Erlebnis“ zu bewahren.

„Es fließen Wörter/ mit sinnlicher Langsamkeit/ aufs weiße Papier, “ schreibt sie, um ihre Intention als Dichterin zu charakterisieren: „Wahrheit schön verschnürt/ in Silben, Texten, Tönen/ Gedichte packen aus.“

Dafür, dass dem so ist, gibt es immer wieder lesenswerte Beispiele. „Blicke starren/ unbeweglich, tatenlos/ können sich nicht ablösen// Sind erstaunt, ratlos/ vor einem Wimpernschlag Zeit/ ins Paradies geschaut“.

Ihre Gedichte erzählen von Ein- und Aussichten, immer wieder von Liebe, Schmerz und Verlust. Sie sind gute Beobachter.

„Meine Liebe ist Wasser, / klar, unaufhaltsam, lebendig, / trägt die Farben des Himmels./ Sie wurde geboren/ aus den Tränen des Glücks.“

Ihre Gedichte sind real: „Im überfüllten Zug/ ein Stehplatz der Zweisamkeit/ auf zugigem Gang“, aber auch wie ein „Silvesterfeuerwerk“: „Wünsche, Vergessen/ gewebt aus dem Stoff der Zeit/ zerronnen im Schwefeldampf“.

Sie verarbeiten Erfahrungen und benennen „Was zusammengehört“.

Sie sind zum Heulen schön, aber auch zum Verzweifeln komisch, wenn die Dichterin für sich beschließt, „meine Liebe war für ‘n Arsch“. Wenn sie sich einen Kerl, einen „Stuten- kerl“ bäckt oder in „Liebes Lektorat“ moniert: „…meine Texte sind persönlich/ und deine Persönlichkeit fehlt mir“.

Gabriele Franke, selbstkritisch, klug und weit gereist, liebt das Leben und die Liebe. Sie weiß: „Die Poesie in mir/ ist Abbild meines Lebens/ wünsche mir Pastell“. Aber auch: „Rotgoldgelb die Welt, / gerade erst am Erblühen/ dem Verfall geweiht“.

Sorgfältig beschreibt sie ihre Lebenswege und Wahrnehmungen, den Wechsel der Jahreszeiten ebenso wie „Nachrichtenzeit“ oder „Ela“, den Gewittersturm, „Am Morgen danach“ , „Am Tag danach“.

„Keine Erbsen zählen ist – / besser als alle Vernunft, “ hält sie fest und in ihrem engagierten Gedicht „Wir alle sind Fremde“: „Wir sollten Türen öffnen, / hell und bunt. Tut’s kund!// Uns maßlos bereichern/ an Küche, Sprache, Tradition, köstlich erfrischen.// Seit Jahr- hunderten sind wir vermischt im Gebräu/ vergessener Zeiten.“

Zweifellos ist Gabriele Franke eine Weltbürgerin und Dichterin von Gottes Gnaden. Und immer wird sie eine Dichterin der Liebe sein und bleiben, die, gut möglich, die Sehn- sucht ihres Lebens in sich birgt. Wie die Sprache, der ihr Herz gehört.

„Ich liebe Leben/ treu, ehrlich, aufrichtig, stark/ das bin einfach ich“, bekennt sie und: „Buchstaben, Worte/ Sprache entsteht nicht im Mund/ ihm entspringt der Ton“.

„Blaues Lachen Bleibt“ ist ein Gedichtbuch, das man immer wieder in die Hand nehmen wird. Es ist berührend, tröstlich und gut. Es ist, banal gesagt, ein großer Wurf. Ein blaues Lachen, das bleibt.

b

Besprechung von Michael Starcke für Rezensionenwelt.de – August 2013

 

Ist es Zufall, wenn man an die Liebe gerät oder nicht? Wer könnte das sagen?

Ist es Zufall, dass ich an einen schmalen Debütband mit Liebesgedichten von Gabriele Franke geraten bin? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat das Buch ja auch mich gesucht, um mich mit seinen Gedichten zu überraschen? Dann hat es den Richtigen gefunden, denn ich war und bin es auf berührende und entzückende Weise.

„Mein Geschick an dich / Dein Geschenk an mich“ ist der Band der Bochumer Lyrikerin und Preisträgerin des Dorstener Lyrikpreises 2013 betitelt und auf ganz eigene Art und Weise sinnlich und faszinierend vom ersten Vers an.

„Du hast mir Schmerz geschenkt“, heißt es da, „das einzige richtige Geschenk – bislang (von den armenischen Hausschuhen abgesehen).“

Ja, die Liebe hat die Dichterin heimgesucht und lässt sie nicht mehr los, obwohl Sehnsucht, Vermissen, „Eine Tasse Herzklopfen“, das Verlassen sein nach einer Trennung zu verkraften und in Worte zu bringen sind, was sie von vorne bis hinten mit ihrer ganz eigenen, unverbrauchten und bildreichen Sprache immer wieder schafft, Liebeslyrik im besten Sinn zum Weinen schön. Und der Leser darf Zeuge sein, ohne, dass er sich als Voyeur fühlen muss, sondern als jemand, der sich vorkommt, als erlebe er die Höhen und Tiefen dieser Liebenden aufs Poetischste am eigen Leibe, nur, dass er seine Gefühle nicht so auszudrücken vermag wie die Dichterin und schweigt.

„Liebe ist leise,“ schreibt sie, „lässt die Welt schimmern wie Gold, unverwechselbar“. Oder an anderer Stelle: „Mein Körper verbrennt in Gedanken an deinen. Sag nichts, tu etwas!“ „Facetten der Liebe“, nennt sie ein Gedicht und der Leser denkt während der Lektüre, dass sie nicht eine auslässt, nicht den Anfang, das Verliebt sein: „Bin explodiert – aus gelbem Mais wird Popcorn“, nicht die Körperlichkeit des Zusammenseins: „Deine Hand entlockt meinem Körper Begehren. Bin freudig erregt“, nicht die gefühlte Erfüllung: „Du bist der Stein, der auf meinem Wasser hüpft“, aber auch nicht das Scheitern und die schwere Zeit danach: „Gebrochenes Herz, wie ein Schuh am falschen Fuß, leidet, als wären es Meilen.“

Unverhofft schöne Bilder findet die Dichterin: „Wie eine Fliege, hing ich im Netz der Silben, klebte fest am Wort. Du wolltest mir nicht wehtun: „Glaub mir, dir besonders nicht.“

Auch Melancholie hängt diesen Gedichten an, vor allem aber die Freude am Geheimnis der Liebe, Freude und Lebenslust, ausgeschöpft bis zum Letzten, auch dann noch wenn sie, aus und vorbei, zum tiefen Fall wird, nachdem der höchste Gipfel erlebt werden durfte: „Ich will dich vergessen, aber ganz tief in mir als herrliche Erinnerung behalten.“

Gabriele Franke hat den Liebesgedichten, die man aus der Literatur kennt und nicht vergessen kann, ein paar besonders schöne hinzugefügt, eine Dichterin, die aufmerken lässt, selbst mit kurzen Gedicht wie diesem: „Pfützenküsse//Dein lachender Mund/ in gekräuselten Ringen/ küsst alle Pfützen.“

b

Jury Bibliothek deutschsprachiger Gedichte

 

„Thematisch umkreisen Sie vor allem die menschliche Innenwelt. Die Jury hat sich besonders mit den kreativen, sprachlichen, inhaltlichen und bildhaften Aspekten Ihres Gedichts “ Schmerz“ befasst. Das Gedicht, das Sie uns eingesandt haben, schafft mit Ihren eigenständigen Einfällen eine sprachliche Leistung, die aus der Menge merklich herausragt. Sie können Ihre Botschaft sehr klar vermitteln. In puncto Bilderreichtum lässt sich viel lyrisches Gespür wahrnehmen… Insbesondere überzeugt bei Ihren Versen die gekonnt gewählte fein nuancierte Sprache. All diese Punkte gemeinsam betrachtet, zeigt sich ein beeindruckendes lyrisches Einfühlungsvermögen. Es ist offensichtlich , dass Sie Ihr „poetisches Handwerk“ bereits beherrschen. Im ganzen zeigt Ihr Beitrag schon ein sehr ausgewogenes, anerkennenswertes Bild …“

b

Jury Bibliothek deutschsprachiger Gedichte

 

„Das Gedicht, das sie uns eingesandt haben, schafft auf einfallsreiche Weise eine sprachliche Schöpfung, die gelungen ist. Sie haben ihre Botschaft klar vermittelt. In punkto bildlicher Gestaltung tritt ihre poetische Kraft zur Gestaltung spürbar hervor. Eine Wendung wie „wenn Liebe erfriert “ gibt dazu ein Beispiel. Neben den gekonnt gesetzten Wiederholungsfiguren überzeugt hier vor allem auch die unerwartet bittere Wendung im Schlussvers. Gemeinsam zeigen alle diese Punkte ein hervorhebenswertes Poesieverständnis.“